Der moderne Kapitalismus heult in dem jetzigen Weltorkan sein satanisches Triumphlied: Nur er vermochte in wenigen Jahrzehnten die schimmernden Reichtümer und die glänzenden Kulturwerke aufzutürmen, um sie dann in wenigen Monaten mit den raffiniertesten Mitteln in ein Trümmerfeld zu verwandeln. Nur er hat es fertig gebracht, den Menschen zum Fürsten der Länder, Meere und Lüfte, zum lachenden Halbgott und Beherrscher aller Elemente zu machen, um ihn dann unter den Trümmern der eigenen Herrlichkeit in selbst geschaffener Qual wie einen Bettler elend verrecken zu lassen. Die schreienden inneren Widersprüche dieses Gesellschaftssystems, seine aufrüttelnde und umwälzende Kraft, das scharfe Auf und Ab seines Rhythmus, nie waren sie so deutlich, so hinreißend zu spüren wie in diesem Weltkriege – dem größten Vernichtungswerk des Kapitalismus seit zwei Jahrhunderten.
Rosa Luxemburg: Trümmer Sozialdemokratische Korrespondenz (Berlin), Nr. 112 vom 30. September 1914